10 Februar 2018

Der letzte Held von Samit Basu



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Der böse  Herrscher Dan-Gem prophezeite vor 200 Jahren, dass er zurückkommen und die Welt erobern würde. Doch es gab eine zweite Prophezeiung von Simoqin dem Weisen, der für diese Zeit der Not das Kommen eines Helden versprach.
Nun sind die 200 Jahre um und ein Held muss her. Nur woher nehmen?  Lady Temat, die Herrscherin der mächtigen Stadt Kol, wählt den jungen und naiven Asvin von Avranti für diese Rolle aus.  Als jüngerer Bruder des Maharadschas ist Asvin zum Tode verdammt, denn es ist Tradition in Avranti, dass jüngere Brüder heimlich still und leise in den Tod geschickt werden, sprich auf eine tödliche Mission gesendet  werden , so dass sie dem Maharadscha den Thron nicht streitig machen können. Dies passiert so heimlich still und leise, dass die Zweitgeborenen noch nie etwas von dieser Tradition gehört haben und somit alle in die Falle tappen.
Lady Tamat beauftragt den silbernen Dolch, ihren besten Assassinen der Stadt, Asvin zu retten und nach Kol zu bringen. Obwohl der junge Prinz schon über viele Eigenschaften eines Helden verfügt und äußerst attraktiv ist, braucht er noch einen gewissen Schliff und eine bessere Ausbildung. Der ehemalige Heeresführer Gaam und der große Zauberer Mantric sollen den naiven, hübschen und starken Mann den weltmännischen Flair verpassen, den ein Held benötigt um ernst genommen zu werden.  Leider hält sich Mantric  zur Zeit nicht in Kol auf und so begleiten Maya, die Tochter Mantrics  und Kirin, ein junger Zauberer, Asvin und Gaam auf ihrer Reise zum Aufenthaltsort des Magiers . Eine Reise voller Abenteuer und unvorstellbarer Gefahren erwarten die Reisenden und die Leser.   


Samit Batu ist in Kalkutta geboren und aufgewachsen und das merkt man dieser Geschichte  an.  Das Buch ist ein Mix aus orientalischen Märchen, Bollywood Filmen und alten Abenteuerromanen und heraus kommt ein unglaubliches Abenteuer. Frisierte fliegende Teppiche, Dschinn, die keine Wünsche erfüllen, ein dreiköpfiger Troll als Besitzer und Barkeeper eine stadtbekannten Kneipe und des edelsten Feinschmeckerrestaurants, Gestaltwandler, Drachen, Wesen von fremden Welten, dazu ägyptische Mythologie, die Ritter vom fast runden Tisch. Das Buch ist so verrückt schön und witzig wie  es sich anhört.
Hier einige Zitat, das Buch wird sehr ambivalent bewertet. Man liebt oder hasst es. Wer orientalische Märchen, Humor und skurrile Figuren mag und sich auf eine etwas schräge Erzählung einlassen kann, wird dieses Buch mögen. Ich habe einige Zitate eingefügt, was ich ja normalerweise eher vermeide.
Seite 147
Die anderen Stockwerke der Bibliothek waren hell erleuchtet und luftig, doch hier drängten sich die Bücher in stickiger Düsternis. Natürlich steckte auch in diesen Büchern Magie, aber sie waren alt und gehörten zu der Art, die sich selbst las und ein eigenes Bewusstsein entwicklete. Bücher über Ungeheuer besaßen Klauen und Tentakel. Die über Geister waren mit Schnüren festgebunden und gaben leise, quiekende Geräusche von sich. Die Bücher über Feuerzauber glühten in einem zornigen Rot.
Seite 147
…….so dass einem nicht mehr der Arm ab gerissen wurde, wenn man „Greife der Welt“ las und keine ewige Verdammnis mehr drohte, wenn man rein zufällig ein Blatt aus „Das Einhorn in Mythen und Realität“ löste
Seite 148
Eines der fundamentalen Naturgesetze lautet: Wenn ein großer Affe (oder Affenmann) zum ersten Mal eine große Stadt besucht, so entführt er eine schöne junge Frau und klettert einen Turm hoch. Die Gesetze der Magie können gebrochen werden aber nicht die der Natur. Also hob Bali (der Affenmann) Maya ( die schöne Frau) hoch und warf sie sich über die Schulter.
Seite 187 (Aus Mayas Tagebuch)
Gestern erkletterte Asvin (der Held) einen Hügel um mir eine wilde Rose zu holen, frisch mit Morgentau und so. Und er überreichte sie mir, damit ich sie in meine glänzende Haarpracht stecke. Ich wollte darauf hinweisen, dass ich keine glänzende Haarpracht habe, aber Asvin brachte mich mit einem Blick zum Schweigen. Ich weiß mit Blumen nicht viel anzufangen und verwende sie meistens als Ziele, deshalb gab ich die Rose Kirin , der sie wiederum Rote Perle gab, die sie sich dann prompt in ihre glänzende Haarpracht steckte, was mich am meisten ärgerte…
Noch ein Auszug aus Mayas Tagebuch:
Es ist ein weiterer Aspekt von Missionen, dass Helden aus einem ganz bestimmten Grund meistens männlichen Geschlechts sind. Es liegt nicht an Körperkraft oder mehr Schläue und ähnliche Unsinn, sondern einfach daran, dass Männer aufrecht stehen, wachsam bleiben und sogar Waffen halten können, auch wenn sie mit bestimmten Dingen beschäftigt sind. Wie viele tapfere Kriegerinnen sind von Feinden angegriffen und überwältigt worden, während sie sich irgendwo im Gebüsch niederhockten? Das ist unfair. Wenn ich mein Buch über historische Heldinnen schreibe, wird es ein Kapitel “Badezimmer und Bravour“ geben. Rote Perle hat dieses Problem nicht, immerhin ist sie hinten ein Pferd.
Der Autor hat vor nichts und niemandem Respekt. Er nimmt sich alte Märchen aus 1001 Nacht, neue Filme und aktuelle Bücher, dreht und wendet wichtige Details und streut sie zwischen seine Zeilen, dass man aus dem lachen nicht mehr herauskommt.
Nie wieder werde ich mich trauen, eine Dschinn-Lampe anzufassen und zu reiben, denn alles, was man bisher über Dschinns erfahren hat, war Lug und Trug.
Und auf Tarzans Geschrei antworteten nicht die wilden Tiere au lauter Freude , sondern sie brüllten ihn an, endlich die Klappe zu halten. So zieht es sich durch das ganze Buch. Wer aber meint, Samit Basu hätte sich lediglich Ideen anderen bedient, der irrt. Dieses Buch ist auf seine Art einzigartig amüsant, charmant und  spannend.
Was oder wer ist ein Held, wie wird man zu einem Helden und was macht einen Helden aus?
Alle diesen Fragen werden hier genauestens beantwortet, es bleibt keine Frage mehr offen. Der Held ist derjenige, den die Menschen als Helden sehen wollen.
Das Cover und der Klappentext haben mich veranlasst, das Buch zu kaufen. Das Cover ist beeindruckend, in düsteren Farben gehalten und die Augen wirken bedrohlich. Genau, das, was man auf einem Buchdeckel erwartet, dessen Titel der letzte Held lautet. So beeindruckend das Cover ist, so wenig hat es mit dem Buch gemein. Und der Klappentext, so exzentrisch er sich anhört, spiegelt nicht einmal im Ansatz wieder, was den Leser erwartet.
Die exotischen Namen machen es zu Beginn etwa schwer, die Personen und Länder auseinander zu halten. Man sollte sich bewusst sein, dass der Autor aus Indien stammt und nicht erwarten, europäisch klingende Namen zu finden.
Ein Personenregister und eine Karte der Welt wären sicher hilfreich gewesen, so muss man eben seine Fantasie bemühen. Ich bin kein Pratchett Fan und habe nur ein Buch über Ricewind den Uaberer gelesen, dass mich eher genervt hat.  Daher verstehe ich den Verglich nicht. Hier konnte ich sehr oft lachen und schmunzeln. Ich habe Maya immer mit Makri aus den Turai Büchern vergleichen müssen, auch wenn Maya natürlich nie so spärlich bekleidet herumlaufen würde.

Andreas Brandhort ist als Autor schon sehr bekannt, er hat hier meisterhafte Arbeit abgeliefert, denn es war sicher nicht leicht, den Humor in unsere Sprache zu übertragen. Ich denke, im Original ist dieses Buch noch wesentlich witziger.
Leider habe ich den Autor bei Piper nicht gefunden, daher der Link zu Amazon. Außerdem gibt es ein neues Cover zu dem Buch, das zwar mehr aussagt aber nicht so schön ist, wie das ursprüngliche Cover
Titel: Der letzte Held
Übersetzer: Andreas Brandhorst
Verlag: Piper TB; 522 Seiten
ISBN: 9783492266468

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